Frage: Bas, du machst Poetic Recording bei Tagungen und Kongressen. Für alle, die das noch nie erlebt haben: Was passiert da genau?
Bas: Stell dir vor, du sitzt den ganzen Tag in Vorträgen, hörst Fachbegriffe, Daten, Diskussionen – und am Ende kommt jemand auf die Bühne und verwandelt dieses Konglomerat in ein fünf- bis zehnminütiges, pointiertes Gedicht. Das ist Poetic Recording. Ich nehme die Inhalte, die ich höre, und destilliere sie in einen Text, der Rhythmus hat, Humor, manchmal auch Pathos. So wird das trockene Protokoll zu einem literarischen Highlight.
Frage: Das klingt nach Zauberei. Wie funktioniert diese blitzschnelle Verwandlung?
Bas: Ein bisschen Magie steckt natürlich schon drin, aber vor allem ist es Handwerk. Ich höre sehr aufmerksam zu, notiere Schlagworte, wiederkehrende Themen und markante Sätze. Während die Veranstaltung läuft, beginne ich schon, diese Puzzleteile in Sprachbilder zu übersetzen. Am Ende habe ich eine Art poetisches Kondensat des ganzen Tages.
Frage: Woher kommt der Humor dabei?
Bas: Der Humor liegt fast immer schon im Material. Fachsprache, die normalerweise streng und trocken wirkt, kann sehr komisch sein, wenn man sie rhythmisch zuspitzt oder in einen unerwarteten Zusammenhang stellt. Und manchmal reicht es, eine kleine Pointe aufzugreifen, die im Publikum ohnehin geschmunzelt hat, und sie poetisch zu verstärken.
Frage: Du bist also gleichzeitig Chronist und Entertainer?
Bas: Genau! Poetic Recording ist Protokoll und Performance zugleich. Das Publikum erkennt seine eigenen Diskussionen wieder, aber plötzlich leuchten sie in einem ganz neuen Licht. Das erzeugt eine Mischung aus Wiedererkennen, Überraschung und Begeisterung.
Frage: Gibt es eine Grenze? Kann man alles poetisch verwerten?
Bas: Im Prinzip ja – aber es braucht Fingerspitzengefühl. Ich achte darauf, niemanden bloßzustellen. Kritische Punkte kann man mit Augenzwinkern ansprechen, aber respektvoll. Am Ende soll sich jede und jeder wiederfinden, ohne sich angegriffen zu fühlen.
Frage: Und was ist für dich das Schönste am Poetic Recording?
Bas: Dieses kollektive Aufatmen am Schluss. Menschen, die acht Stunden im Kongressmodus waren, lachen plötzlich, nicken, fühlen sich verstanden. Für mich ist das der Beweis: Poesie kann Inhalte nicht nur spiegeln, sondern sie emotional aufladen – und dadurch bleiben sie länger im Gedächtnis.
